Kapitel 1. Einführung in Pd

Inhaltsverzeichnis

1.1 Generelles
1.2 Pd installieren und einrichten

1.1 Generelles

Pd (Pure Data) ist eine Programmiersprache für Elektronische Musik. Elektronische Musik am Computer zu erzeugen, heißt in der Fachsprache DSP (digital signal processing) oder zu deutsch: digitale Signalverarbeitung. „Digital“ bedeutet, dass die Information in Ziffern dargestellt wird – schließlich arbeiten Computer ausschließlich mit Zahlen. „Signal“ ist der Fachausdruck für eine spezielle Arbeitsweise des Computers im Umgang mit Klang. „Processing“ bezeichnet die Arbeitsweise des Computers.

Pd wurde vom Amerikaner Miller Puckette initiiert, der vormals die bekannte und ähnlich strukturierten Software Max/Msp mitentwickelt hat. Pd ist keine kommerzielle Software, das heißt, sie wurde nicht von einer Firma entwickelt und wird nicht verkauft. Statt dessen ist sie „open source“: Ihre Quelle liegt für jeden Interessierten offen. Der zu Grunde liegende Programmiercode ist also nicht (patentiertes) Eigentum eines Unternehmens, sondern für jeden frei verfügbar. Das bedeutet auch, dass jeder das Programm ändern kann, der über die entsprechenden Programmierkenntnisse verfügt. An der Weiterentwicklung von Pd sind neben Miller Puckette darum mittlerweile viele andere Programmierer, Musiker, Akustiker und Komponisten beteiligt. So gibt es auch keine endgültige, abschließende Version von Pd, sondern das Programm befindet sich in ständiger Entwicklung. Neben dem Vorteil, dass es frei und kostenlos im Internet verfügbar ist, wird es also „demokratisch“ auf professionellem Niveau laufend erweitert und optimiert. Der Nachteil dieser Lösung ist, dass es bislang keine ausführliche Einführung zu dem Programm gibt, die Interessierten ohne Programmiervorkenntnisse zumindest die Grundlagen erklären würde. Anders als eine Firma, die ein kommerziell bedingtes Interesse daran hat, dass die Anwendungen, die sie vertreibt, auch für Einsteiger verständlich sind, mangelt es der Open-Source-Bewegung an einer entprechenden Motivation. Dem soll dieses Buch Abhilfe schaffen.

Genauer gesagt ist Pd ein „real-time graphical programming environment for audio processing“, zu deutsch, eine „grafische Programmierumgebung zur Klangerzeugung in Echtzeit“. Traditionell arbeiten Programmierer mit textbasierten Programmiersprachen. Sie erstellen den sogenannten Code, starten die Verarbeitung des Computers und erhalten ein Ergebnis. Pd stellt für seine Programmfunktionen visuelle Objekte bereit, die der Anwender auf dem Bildschirm platziert und verändert. Diese visuellen Stellvertreter – kleine Kästchen, die miteinander verbunden werden – gehen auf die analogen Studios zurück, in denen vor dem Computerzeitalter Elektronische Musik produziert wurde: Verschiedene Geräte – jetzt symbolisiert durch unsere Kästchen – werden durch Linien miteinander verbunden, die - in Analogie zu den Kabeln - Verbindungen zwischen den Kästchen symbolisieren. (Wegen dieser Art von Verbindungen wird Pd eine datenstromorientierte Programmiersprache genannt.)

Ein analoges Studio – Geräte werden mit Kabeln verbunden.

Pd-Kästchen werden miteinander verbunden.

Der große Vorzug von Pd ist der Aspekt der „Echtzeit“. Das heißt, dass nicht – wie im traditionellen Programmierschema – erst ein Text eingeben wird, der dann vom Computer selbständig ausgeführt wird, sondern dass Änderungen während der Ausführungen gemacht werden können; wie an einem klassischen Instrument hört der Benutzer sofort die Resultate und kann diese direkt ändern. Dadurch ist Pd hervorragend für live auf der Bühne agierende Künstler geeignet.

Mittlerweile ist Pd viel mehr als eine Programmiersprache für Elektronische Musik. Da sich Interessierte rund um den Globus an dem Projekt beteiligen können, gibt es nun auch eigens geschriebene Module für Video, Internet-Verbindung, Eingabe von Joysticks etc., die sogenannten „externals“. Es gibt sogar schon ganze Bibliotheken solcher Module („external libraries“). Einige davon sind bereits fester Bestandteil von Pd geworden.